Ich schlafe inzwischen so viel, dass meine publizistische Arbeit darunter zu leiden scheint. Im Schlaf kann man nun mal nichts schreiben. Daran kann man auch immer schön überprüfen, ob man schläft oder ob man wach ist. Wenn man schlafend versucht, etwas zu schreiben, dürfte es nicht gehen. Entweder wird man wach oder es gelingt einfach nicht, weil die Tastatur sich auflöst, der Stift abbricht oder einfach verschwindet. Das sollte einen misstrauisch machen. Zur Sicherheit kann man dann versuchen, etwas zu lesen. Ein Hinweisschild könnte schon reichen. Wenn das auch nicht funktioniert, ist man wahrscheinlich nicht wach. Da ich gerade schreiben kann, schlafe ich offenbar nicht mehr. Diese Zeiträume werden aber immer kürzer. Es kann sein, dass sich das Gehirn gewissermaßen umgepolt hat und ich jetzt bald sechzehn Stunden schlafe und nur noch acht Stunden wach bin.
Das wäre aber völlig ok. Das Wachsein wird nämlich überbewertet. Es gibt nicht mehr viel, wozu es nötig ist. Spontan fallen mir die Nahrungssuche und die Fortpflanzung ein. Das erste dieser beiden Probleme habe ich geregelt. Ich muss eigentlich nur noch die Pfandflaschen abgeben und dafür sind die acht Stunden mehr als ausreichend. Das zweite Problem ist meines Wissens noch ungelöst. Möglicherweise kann ich nun nicht mehr ausreichend Zeit für die Partnersuche aufbringen und bleibe deswegen kinderlos. Das wäre aber auch kein Beinbruch, wie man so schön sagt. Meine Oma war deswegen sehr besorgt. Sie sagte immer „Das ist totes Land“ und guckte mich sehr ernst an. Ich weiß immer noch nicht genau, was sie gemeint hat. Vielleicht, dass die Fortpflanzung der einzige Zweck der Existenz sei? Dem stimme ich nicht bei.
Letztlich stellt sich natürlich die Frage, wozu die Schlaferei gut ist. Vielleicht entwickelt sich mein Gehirn gerade in einem epochalen Evolutionssprung weiter. So, wie Säuglinge auch viel schlafen müssen, weil im Gehirn so viel passiert. Wenn ich mich jetzt fortpflanze, muss ich dann in neun Monaten wieder mit dem Schlafen aufhören, weil die Neugeborenen einen nun mal nicht schlafen lassen, wie man hört. Dann hört das Gehirn wieder auf, sich zu entwickeln und ich bleibe so dumm, wie Bohnenstroh. Andererseits können dann aber auch die Gene nicht weitergegeben werden und ich werde zwar supersmart, sterbe aber aus. Es ist also alles egal wie 88. Wie man’s macht, ist’s verkehrt. Darum mache ich es lieber gleich richtig. Dann ist es sowieso verkehrt.